Bernhard Geilhorn (re.) und Thomas Kahrs von der Firma Lutomsky graben, wo der Metalldetektor angeschlagen hat.
Borgfeld. Kalte Luft liegt auf der ehemaligen Weidefläche am Kreuzdeich. Kühe stehen hier seit Sommer nicht mehr, aber ein aufgeschrecktes Kaninchen sucht in langen Sprüngen das Weite. Sein Lauf führt es zu rund 200 Holzpflöcken, die ihre pinken Köpfen recken. Jeder einzelne zeigt an: Hier könnte eine Brandbombe oder gefährliche Munition aus dem Zweiten Weltkrieg liegen.
Um diese Überreste aus Kriegstagen zu finden, lässt der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Polizei am Kreuzdeich fast 20 Hektar Fläche absuchen. Auftraggeber ist das Bremer Amt für Straßen und Verkehr. Die Stadt will auf der Fläche bekanntlich eine künstliche Naturlandschaft anlegen – als Ausgleich für verschiedene große Baumaßnahmen. „Hier wird bald gebuddelt. Es werden Seen aufgemacht, und teilweise wird die Fläche nass werden“, begründet Andreas Rippert vom Kampfmittelbeseitigungsdienst, warum es nötig ist, die Erde noch vor dem Baustart von Blindgängern zu befreien. „Packt ein Arbeiter mit seinem Bagger unbedacht eine Brandbombe, könnte das fatale Folgen haben“, sagt der Leiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes.
Auf den Wiesen am Kreuzdeich schlägt indes ein kleiner gelber Bagger der auf Kampfmittelräumung spezialisierten Firma Lutomsky die Schaufelzähne in die Erde. „Die Scheiben sind aus Panzerglas, und die Bodenplatte ist zum Schutz des Fahrers verstärkt.“ Der Fahrer schiebt eine Stelle zu, an der die Metalldetektoren besonders oft angeschlagen hatten. Anstelle des Spatens kam deshalb der Bagger zum Einsatz. Gefunden hat der Fahrer aber nur halb verrottete Weidezaunpfähle mit Drahtresten. Sie liegen beim Deich, gemeinsam mit einem Autoreifen samt Felge und Fundamentsäulen, in die vermutlich Eisenteile eingegossen wurden.
Fast 1400 Teile haben die Experten am Kreuzdeich gefunden – viel sei das nicht, sagt der Lilienthaler Rippert. Knapp die Hälfte der Fläche ist vom Metall befreit. Bernhard Geilhorn und Thomas Kahrs von der Firma Lutomsky stapfen in Gummistiefeln und leuchtende Jacken gekleidet über die Wiese. Die beiden nehmen sich eine markierte Stelle nach der anderen vor und dokumentieren ihre Funde. Kahrs bedient den Metalldetektor, Geilhorn treibt den Spaten in die Erde. Im Eimer liegt eine rostige Kette, ein Hufeisen, ein Zinken von einem Heuwender und eine Eisenplatte. Bauernschrott nennen die beiden Kampfmittelbeseitiger, was sie an diesem Tag ausgegraben haben. „Wenn überhaupt, dann finden wir Bomben oder Teile von Bomben“, sagt Bernhard Geilhorn, der schon seit 30 Jahren in diesem Job arbeitet. „Wir graben sie aus und rufen den geschulten Feuerwerker unserer Firma.“ Das ist in diesem Fall Tobias Oehler. Er leitet die Räumstelle und beurteilt, ob der Blindgänger transportiert werden kann oder vor Ort gesprengt werden muss. Dann meldet Oehler den Fund dem staatlichen Dienst für Kampfmittelbeseitigung. Dort entscheidet Andreas Rippert, ob der Blindgänger von einer Spezialfirma in Munster verbrannt oder an Ort und Stelle gesprengt wird. Alte Hufeisen und rostige Zinken indes landen beim Schrotthändler: „Das Metall wird wiederverwertet“, sagt Rippert. Den Erlös verrechne die Firma Lutomsky mit dem Preis für ihren Einsatz.
Seit Anfang November graben und dokumentieren Geilhorn und Kahrs in Borgfeld. Sie wollen weitermachen, solange der Boden nicht gefroren ist. Auf der Liste der Fundstücke stehen bereits 22 je 45 Kilogramm schwere Großbrandbomben, etliche Granaten und drei Phosphorbrandbomben. „Das sind die gefährlichsten, weil man sie nicht unbedingt als Brandbomben erkennt“, sagt Rippert. „Berührt man das weiße Phosphor, entzündet es sich.“ Warum am Kreuzdeich in Borgfeld, mitten in der Landschaft, Reste von einst mit Benzin gefüllten Brandbomben liegen, darüber kann Rippert nur spekulieren: „Es gab hier keine Häuser und Fabriken, die man in Brand setzen konnte.“ Rippert glaubt vielmehr, dass die unausgereifte Navigationstechnik der Militärflugzeuge zur Orientierungslosigkeit der Piloten geführt hat. „Orientierung boten einzig Flüsse und Hafenbecken. Deshalb war Bremen neben Hamburg ein beliebtes Bombardierungsziel.“ Ein zweiter Grund könnte laut Rippert sein, dass bei großen Angriffen 500 und mehr Flugzeuge teils über mehrere Kilometer verteilt flogen und sich die Bombenabwürfe deshalb über große Flächen verteilten.
Rippert kennt sich aus. Er und seine sechs Kollegen vom Kampfmittelbeseitigungsdienst haben Aufzeichnungen im Staatsarchiv gesichtet. Von Großbritannien zur Verfügung gestellte Luftbilder aus dem Zweiten Weltkrieg dokumentieren für die Flächen am Kreuzdeich vier Blindgänger und bis zu fünf Bombentrichter, in denen Blindgänger liegen könnten. Bei anderen Projekten werden zusätzlich Zeitzeugen befragt. „Das haben wir in diesem Fall nicht getan“, so Rippert. Der 60-Jährige verantwortet zurzeit 20 Räumstellen in Bremen, dazu kommen einige in Bremerhaven. Rund 1300 Mal im Jahr werden die Fachleute gerufen. Ihre jährliche Ausbeute: rund acht Tonnen Munition. Die letzte große Bombe wurde Rippert zufolge vor zwei Jahren geborgen.
Thomas Kahrs und Bernhard Geilhorn trotten weiter durch das Gras. Sie sind wachsam, ihre Aufgabe am Kreuzdeich aber ist fast schon etwas eintönig. „Die größte Schwierigkeit ist der hohe Grundwasserstand“, begründet Rippert. Ab einem Meter Tiefe sei die Bergung unmöglich; wenn es regnet, schon eher. „Auf einigen kleinen Flächen müssen wir das Wasser deshalb abpumpen“, sagt er. Erst dann komme der Bagger zum Einsatz.
So wühlen sich die Spezialisten buchstäblich durch die Planquadrate. Ende dieser Woche ist vorerst Schluss, dann gehen Oehler und seine Kollegen in den Weihnachtsurlaub. Am 7. Januar soll die Suche am Kreuzdeich weitergehen. „Wenn das Wetter mitspielt, sind wir Ende Februar fertig“, sagt Andreas Rippert. Viel Erfolg mag man den Männern nicht wünschen – obwohl: „Wenn man nur rostige Nägel findet, macht dieser Job keinen Spaß“, versichert Bernhard Geilhorn und lächelt.
Auf den Wiesen am Kreuzdeich in Borgfeld soll ab August 2019 eine rund 20 Hektar große Überschwemmungsfläche entstehen. Deren Schilfufer ist als Rückzugsort für Libellen und Vögel vorgesehen. So jedenfalls plant es das Amt für Straßen und Verkehr. Die künftige Wasserfläche südlich der Wümme wird laut Planer umringt sein von Deichen. Ziel ist es, die großflächige Versiegelung in den Baugebieten Borgfeld-Ost und Borgfeld-West auszugleichen, ein Teilstück der Autobahn 281, den Ersatzbau der Wümmebrücke, die Anbindung der Ortsentlastungsstraße Lilienthal sowie den Bau der Straßenbahnlinien 4 von Borgfeld bis zum Falkenberger Kreuz. Ende 2020 soll das drei Millionen Euro teure Projekt fertig sein.
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